ÜBERSEeHEN
Auf (post)kolonialer Spurensuche in Duisburg
Sonderausstellung des Zentrums für Erinnerungskultur
8. Dezember 2024 bis 30. November 2025
Übersehen, ignoriert, verdrängt – manche Spuren der deutschen Kolonialgeschichte sind zwar sichtbar, wurden jedoch lange wenig beachtet. Das ändert sich langsam, vor allem durch engagierte, zivilgesellschaftliche Gruppen.
Nach der sogenannten Afrika-Konferenz 1884/85 unterwarf das Deutsche Kaiserreich mehrere Gebiete und deren Bevölkerung in Afrika und Asien.
Auch in Duisburg gab es Läden, die Waren aus den Kolonien verkauften, etwa Kaffee und
Baumwolle. Noch heute erinnern einige Straßennamen an diese Vergangenheit. Viele Menschen nehmen diese Spuren nicht wahr oder blenden sie aus.
Der im Kolonialismus verwurzelte Rassismus wirkt bis heute in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft und betrifft viele Duisburger*innen.
Die Ausstellung des Zentrums für Erinnerungskultur möchte diese Spuren sichtbar machen, Begegnungen fördern und Vorurteile abbauen. Sie zeigt, wie sehr die Kolonialvergangenheit das heutige Leben in Duisburg prägt.
Wenn wir durch die Straßen Duisburgs gehen, begegnen uns viele Namen, die an diese Geschichte erinnern. Straßenbenennungen sind mehr als nur geografische Bezeichnungen – sie sind auch Ausdruck politischer und gesellschaftlicher Machtverhältnisse. Einige dieser Namen stehen für Männer und Institutionen, die direkt in koloniale Praktiken verwickelt waren – als Unternehmer, als Kolonialbeamte, als Militärs. Doch während der Kolonialismus in den Geschichtsbüchern zunehmend kritisch hinterfragt wird, bleiben diese Namen oft unreflektiert und unkritisch in unserer Stadtlandschaft bestehen. Dies ist nicht nur ein Thema für Historiker*innen, sondern auch für uns alle – für die Gesellschaft, die diese Namen tagtäglich liest und für die Generationen, die mit diesen Namen aufwachsen.
Kuratorin Christa Frins, Zentrum für Erinnerungskultur
In Zusammenarbeit mit Exile e.V. wurde der digitale Audiowalk duisburg.colonialtracks.de erstellt. An sechs Audiostationen in der Innenstadt erfahrt ihr mehr über koloniale Spuren in Duisburg.
Pädagogisches Angebot
Im Rahmen der Ausstellung des Zentrums für Erinnerungskultur bieten wir einen Workshop für Schüler*innen an. Die Teilnehmenden lernen mehr über die koloniale Vergangenheit und deren Spuren in Duisburg. Bei genauem Hinsehen erkennen wir auch in unserem Alltag viele Verbindungen zur Kolonialgeschichte. Die Schüler*innen suchen nach historischen Spuren, deren Folgen oft noch spürbar sind, aber meist ignoriert werden.
In dem vierstündigen partizipativen Workshop erfahren sie viel über unerzählte Stadtgeschichte und wie koloniale Strukturen in Rassismus und Diskriminierung weiterwirken, aber auch wie Protest zur Stärkung einer solidarischen Stadtgesellschaft beitragen kann.