Bildungsangebote des Zentrums

Das Zentrum bietet ein breites Spektrum an Vermittlungsformaten. Dazu gehören Sonderausstellungen im Museum, partizipative Rechercheworkshops im Stadtarchiv, Zeitzeugengespräche und Fortbildungen für Lehrende und andere Gruppen.

Das Themenspektrum reicht von Antisemitismus und Rassismus gegen Sinti und Roma über den politischen Widerstand sowie NS-Medizinverbrechen bis hin zu Nationalismus und Identität, Rassismus und Verschwörungstheorien.

Das Zentrum für Erinnerungskultur verbindet in seiner Vermittlungsarbeit historisch-kognitive, emotionale und künstlerisch-kreative Zugänge. Es verfügt mit der DenkStätte über einen großen und modernen Lernort, der eine angenehme Lernatmosphäre bietet. Hier werden in Detektivarbeit Biografien recherchiert und in Präsentationen, Videoformaten oder Podcastbeiträgen lebendig gemacht.

Die Arbeit mit halben Klassenstärken (max. 15 Personen) fördert eine intensive Auseinandersetzung mit gesellschaftlich polarisierenden Themen und trägt zur Schaffung eines Schutzraumes bei, in dem auch Emotionen und persönliche Erfahrungen thematisiert und pädagogisch begleitet werden können.

Individuelle Workshops

Das ZfE hat den Anspruch, Bildungsangebote auf die Bedürfnisse und Interessen der Teilnehmer*innen abzustimmen. Insbesondere Schülerinnen und Schüler sollen mitentscheiden, welche Themen auf welche Weise bearbeitet werden. Dabei greifen wir auf verschiedene Module von Themen und Formaten zurück, die im Einzelfall flexibel angepasst, ergänzt und ggf. auch kombiniert werden können. Kreative Impulse und eigene Ideen sind willkommen!

Im Oktober 2017 fanden im Zentrum für Erinnerungskultur (ZfE) drei Workshops zum Thema politischer Widerstand gegen das NS-Regime statt.

Das Workshop-Projekt zum politischen Widerstand wurde mit der Erich Kästner Gesamtschule (Duisburg-Homberg), mit der Kulturagentin des Schulnetzwerkes Duisburg/Moers und mit der SchulKulturKontaktstelle der Stadt Duisburg entwickelt. Ziel war eine künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema Widerstand. Die inhaltliche Hintergrundfolie lieferte die Sonderausstellung „Das Rote Hamborn“ – Politischer Widerstand in Duisburg 1933-1945.

Gefilmt und geschnitten von Bernd Uhlen (Stadt Duisburg)

Unsere Workshops

Wie viele Duisburger*innen wählten die NSDAP? Was geschah mit den Duisburger Jüdinnen und Juden? Gab es Widerstand gegen die Nazis? Wie veränderte der Krieg die Stadt und gab es ein Konzentrationslager in Duisburg?

Fragen, die bei einem Rundgang zur Einführung in „Duisburg unterm Hakenkreuz“ beantwortet und anhand von Exponaten, Ausstellungsbildern und biographischen Geschichten zu Menschen aus Duisburg erläutert werden.

 

Dauer: 60 Minuten

Besondere Schwerpunkte (bspw. jüdisches Leben, Verfolgung der Sinti, Widerstand, Täter*innen aus Duisburg, Duisburger Polizei, Kriegsalltag, Zwangsarbeit etc.) können im Vorfeld abgesprochen werden.

Ausgehend von einer Einführung in das jüdische Leben und die Geschichte der Judenverfolgung in Duisburg werden zwei bis drei Biographien von Duisburger Jüdinnen und Juden näher in den Blick genommen. Den Ausgangspunkt bilden dabei Ego-Dokumente und amtliche Unterlagen (z. B. Wiedergutmachungsakten).

In der Beschäftigung mit diesen Quellen werden zum einen Mechanismen der Ausgrenzung herausgearbeitet und mit Bezug auf die Gegenwart kritisch reflektiert. Zum anderen werden Handlungsspielräume sichtbar gemacht, deren Nutzung im System von Terror und Gewalt Momente der Autonomie und Menschlichkeit schufen.

Der Workshop setzt sich  in einer praktischen Übung zunächst mit der NS-Ideologie der Volksgemeinschaft auseinander. Davon ausgehend werden zentrale gesetzliche Regelungen und organisatorische Maßnahmen vorgestellt, auf deren Grundlage und mit deren Hilfe im NS-Staat psychisch kranke und geistig behinderte Menschen verfolgt wurden. Wie diese Verfolgung im konkreten Einzelfall aussah, wird anschließend an ein oder zwei Fallbeispielen aus Duisburg erläutert.

Die Quellengrundlage dafür bilden u. a. Akten des Duisburger Erbgesundheitsamtes. Sie geben Einblick in das Handeln und die Überzeugungen auf Täterseite, machen zugleich aber auch deutlich, in welcher Weise bürokratische und teilweise pseudo-rechtsstaatliche Strukturen des NS-Staates zur Diffusion von Verantwortung und zur moralischen Entlastung des einzelnen beigetragen haben.

Warum manipuliert die Europäische Union die YouTube-Clickzahlen? Stecken die Lehrkräfte in Wirklichkeit hinter dem Klimawandel? Und welches Interesse hat die Duisburger Verkehrsgesellschaft eigentlich an der Abschaffung der Pharmaindustrie?
In Krisenzeiten haben Verschwörungserzählungen Hochkonjunktur. Manche davon klingen harmlos oder wirken völlig absurd, andere haben das Potenzial menschenfeindliche und antidemokratische Inhalte zu verfestigen und zu verbreiten; so wie z. B. die Radikalisierung des Antisemitismus in der NS-Zeit den Weg zum Völkermord ebnete.
Aber was genau machen Verschwörungstheorien, die sich rasend schnell über Social Media verbreiten, so attraktiv? Wieso ist die Schaffung alternativer Fakten einfacher, als sich wissenschaftliche Fakten anzueignen, und wie unterscheide ich das eine vom anderen? Wie bewahrt man in Krisenzeiten einen kühlen Kopf und die Fähigkeit, differenzierte Antworten auf gesellschaftliche Entwicklungen und Ereignisse zu finden anstatt nach Schuldigen zu suchen?

Diesen und weiteren Fragen geht der Workshop auf kreative Weise mit spielerischen Übungen – wie der „Verschwörungsmaschine“ – nach.

Ihr plant eine Gedenkstättenfahrt und fragt Euch, ob es Berührungspunkte zur Stadt Duisburg und den „Orten des Terrors“ gibt? Diese Frage muss eindeutig mit „Ja“ beantwortet werden, denn zu fast allen Ghettos, Gefängnissen, Konzentrations- und Vernichtungslagern lassen sich konkrete Verbindungen nach Duisburg oder zu Duisburger*innen aufzeigen.

 

Die systematische Verfolgung und Ermordung von Menschen in Krankenanstalten, in Ghettos, Konzentration- und Vernichtungslagern hat eine Vorgeschichte, die sich im lokalen Raum verorten lässt:  Schon im Frühjahr 1933 wurden zahlreiche Oppositionelle aus Duisburg in die neu errichteten KZ´s verschleppt oder in etablierte Zuchthäuser gesteckt. Auch die Gewalt gegen Jüdinnen und Juden nahm ihren Ausgangpunkt in den Straßen der Stadt. Später befanden sich Hunderte Duisburger*innen im Lagerkomplex Auschwitz, die meisten wurden ermordet, einige wenige aber auch 1945 befreit.

Aber auch die Erfassung, Verhaftung und Deportation dieser Menschen wurde vor Ort von Menschen aus Duisburg organisiert: Sie arbeiteten für die Gestapo, die Polizei, Justiz oder als Ärztinnen und Ärzte.

 

Zum einen beschäftigen sich die Teilnehmenden der Gedenkstättenfahrt in diesem Workshop mit Duisburger Täter*innen und zum anderen gehen wir gemeinsam auf die Spurensuche nach Duisburger*innen, die an die Orte des Terrors gebracht wurden. Mit diesen konkreten (Lebens-)Geschichten lässt sich eine Gedenkstättenfahrt nachhaltig vorbereiten, denn die lokale Verknüpfung stellt einen greifbaren Zusammenhang zu den oftmals weit entfernten Orten her.

Im Rahmen einer Führung durch das Kultur- und Stadthistorische Museum gibt der Workshop zunächst Einblicke in die Vielfalt und Arbeitsweisen des politischen Widerstands in Duisburg während der frühen Jahre der NS-Herrschaft. Anschließend erfolgt die nähere Beschäftigung mit zwei bis drei Biographien aus dem sozialdemokratischen und/oder kommunistischen Widerstand. Unter Einbeziehung archivischer Quellen wird der Frage nachgegangen, welche Ziele und Voraussetzungen die Widerstandsarbeit in Duisburg hatte und wie sich das Verhältnis von Risiko und Wirkung gestaltete. Besondere Aufmerksamkeit liegt auf den Frauen, die in Duisburg eine zentrale Rolle als eigenständige und erfolgreiche Akteurinnen des Widerstandes spielten.

Bis heute wird über den NS-Völkermord an den europäischen Roma und Sinti wenig berichtet. Aus Duisburg wurden zum Teil ganze Familien in den NS-Konzentrationslagern ermordet. Genauso wie der NS-Staat die Judenfeindschaft nicht neu „erfinden“ musste, konnte das NS-Regime an eine weitverbreitete Ablehnung gegenüber Menschen anknüpfen, die als „Zigeuner“ stigmatisiert wurden. Noch heute handelt es sich hierbei um eine ethnische Minderheit, die europaweit am stärksten von Diskriminierung betroffen ist. Die Perspektive auf diese Menschen ist häufig verzerrt: Sie reicht von einer realitätsfremden Romantisierung bis hin zum offenen Rassismus.
In diesem 90-minütigen Input geht es um zentrale Etappen der NS-Verfolgung, erzählt mit Hilfe von Duisburger Biografien. Thematisiert wird die schrittweise Radikalisierung der lokalen Verfolgung, die zwar überregional geplant, aber von Duisburger Kriminalpolizisten umgesetzt wurde. Unter Heranziehung von privaten Familienfotos und Interviews wird ein persönliches Bild der Verfolgten nachgezeichnet, deren Nachfahren zum Teil bis heute in Duisburg leben.

Nach Absprache ist auch ein Austausch/Gespräch mit Angehörigen möglich.

Anmeldung

Für Workshops im Zentrum für Erinnerungskultur muss ein Zeitrahmen von mindestens 90 Minuten eingeplant werden. Für kurze Einheiten bieten sich vor allem Führungen im Museum (z.B. Einführung NS-Zeit in Duisburg) mit anschließender Diskussion sowie die eher an aktuelle gesellschaftspolitische Fragen anknüpfenden Workshops „Was ist deutsch“ und „Willkommen in der Volksgemeinschaft“ an.

Für themenspezifische Workshops mit vertiefter historischer Auseinandersetzung und ggf. auch gemeinsamer Quellenarbeit sollten mindestens drei Stunden (mit Pause) eingeplant werden. Gerne planen wir mit Ihnen gemeinsam ein individuelles Angebot auf der Grundlage unserer Workshops.

Das ZfE ist grundsätzlich bereit und in der Lage, größere schulische Vorhaben wie Projektwochen, die Beteiligung an Gedenkveranstaltungen oder Stolpersteinverlegungen zu begleiten. Hierfür ist allerdings in der Regel eine längere Kooperation mit einer Serie von Workshops notwendig.

Um unsere Bildungsangebote thematisch, methodisch und organisatorisch bestmöglich auf die Adressatengruppe abstimmen zu können, bitten wir um frühzeitige Kontaktaufnahme – am besten über das nebenstehende Kontaktformular oder per E-Mail an zfe@stadt-duisburg.de. Hilfreich ist es, wenn Sie uns neben den inhaltlichen Wünschen und Zielvorstellungen vorab einige grundlegende Informationen zur (Lern-)Gruppe (Größe, Altersstruktur, Vorbildung) und zu den Rahmenbedingungen (Terminwünsche, Mobilität der Gruppe) geben könnten.